

Zeitzeuge erinnert sich an die Bunker des RAW
Denkmalgeschützter Luftschutzturm muss erhalten bleiben
Lingen. Hans Breitenbach hat kein Verständnis für die Debatte um den Erhalt des denkmalgeschützten Luftschutzturm. „In der dritten Generation diskutieren Leute über den Luftschutzbunker bei van Lengerich, der damals hunderten das Leben gerettet hat. Die haben nicht das miterlebt, was mir widerfahren ist“, empört sich heute der 85-jährige und plädiert für den Erhalt des Mahnmales an die schrecklichen Kriegsjahre.
In der großen Veranstaltungshalle im Hauptwerk des RWE an der Kaiserstraße, wo so mancher Politiker oder der Werkdirektor Reden geschwungen habe, hätte an der Wand in ganz groß Buchstaben der Spruch „Die deutsche Jugend muss zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl und flink wie Windhunde sein“ gestanden, erinnere sich Breitenbach und erklärte: „Als wir uns 1944 im Hauptwerke in dieser Halle befanden, hat es Fliegeralarm gegeben und wir sind alle in den Keller und Röhrenbunker gelaufen. Ein Volltreffen ließ das Gebäude erzittern, aber zum Glück hatte die Bombe einen Aufschlagzünder. Wäre es ein Sprengkörper mit Verzögerungszünder gewesen, wäre diese bis in den Keller durchgeschlagen und das hätte keiner überlebt.“
Ein anderes Mal sei Breitenbach mit Kollegen im Wagenwerk gewesen, das auf dem Gelände der heutigen Emslandhalllen stand. Daneben habe an der Stelle, wo heute das Hauptgeschäft von BvL steht, die Villa des Werkdirektors gestanden. Bei einem Fliegerangriff seien alle, auch die Zwangsarbeiter, in den Luftschutzturm gerannt und ungeschoren davongekommen, erzählte Breitenbach, der wie sein Großvater und Vater mit Leib und Seele Eisenbahner war.
Zum Ende des Krieges sei der geschickte Mechaniker noch Soldat geworden und an der zurückweichenden Ostfront von den russischen Truppen gefangen genommen worden. „Ich habe viereinhalb Jahre in russischer Gefangenschaft überlebt, denn wir Eisenbahner waren sehr begehrt. Die Russen, die ich entgegen der Propaganda nicht als Unmenschen erlebt habe, wussten genau, was die deutschen Eisenbahner können. In einer Zuckerfabrik in Lettland waren wir als Mechaniker für den Betrieb der Kessel und Maschinen verantwortlich“, erinnerte sich Breitenbach.
Wie der pensionierte Eisenbahner erklärte, sei es ihnen immer gut gegangen, denn sie seien raffiniert gewesen. „Wenn wir zur Reparatur Gas- und Sauerstoffflaschen zum Schweißen mit in das Werk nahmen, haben wir von der leeren Sauerstoffflasche das Ventil abgedreht, Zucker hineingefüllt und diesen so aus dem Werk geschmuggelt. Der Zucker war sehr begehrt und so haben wir diesen auch bei der Zivilbevölkerung gegen Essen getauscht. So konnten wir vielen Kameraden etwas abgeben.“
Als Hans Breitenbach nach viereinhalb Jahren aus der Gefangenschaft entlassen worden war, kehrte er in die Heimat zurück und arbeitete bis zur Pensionierung im Eisenbahnausbesserungswerk Der Luftschutzturm erinnere Breitenbach immer an die Wirren des Krieges, sei aber Mahnmal und soll stehen bleiben. „Abriss oder nicht, die Stadt liegt mit van Lengerich schon lange im Klinsch. Seinerzeit hat es die Stadt verschlafen, das Grundstück zu kaufen. Denn dann hätten sie keine Probleme gehabt. Heute sitzen sie nun damit“, betonte Hans Breitenbach.
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