SPD besichtigte versteckte Denkmale

Kokenmühle ein verstecktes Juwel Einen Stadtrundgang besonderer Art über wenig beachtete Denkmale in Lingen hat die Lingener SPD unter der Leitung von Manfred Kunst, der auf dem Gebiet des Denkmalschutzes über eine jahrelange Erfahrung verfügt, jetzt gemacht.

Üblicherweise werden bei Stadtrundgängen die Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte vorgestellt. Nichts anderes hat die SPD erwartet und war zum Schluss über die unbekannten Schätze der Stadt doch überrascht. Der Rundgang begann im Hof der Justizvollzugsanstalt. Dieses zwischen 1833 und 1835 als Kaserne erbaute Gebäude wurde im klassizistischen Stil, mit seinen typischen halbrunden Fenster- und Torbögen erbaut. Das an der Bahnlinie liegende ehemalige Pförtnerhaus ist heute in der Gefängnismauer intergiert und wird von „außen“ nicht mehr als eigenes Gebäude wahrgenommen. Die Bäckerei wurde nie umgesiedelt und befindet sich immer noch im ursprünglichen Gebäude. Die heutige Gefängniskapelle diente ursprünglich als Exerzierhalle der Englischen Armee und das Kasernenlazarett wurde zum Direktorenhaus umgebaut. Unter der preußischen Verwaltung wurde das mittlerweile als Gefängnis genutzte Gelände um das mit gelbem Klinker errichtete Arbeitshaus erweitert. Für die historische Uhr am Verwaltungsgebäude wird ein Uhrmacher gesucht, der das alte Uhrwerk reparieren kann.

Parallel zum Gefängnisausbau wurde die „königlich-hannoverschen Westbahn“ gebaut, deren Strecke auf Beschluss des Lingener Stadtrates „nah bei der Stadt“ zu erfolgen hatte. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Georgstraße mit ihren Häusern im klassizistischen und historischen Stil die „Prachtstraße“ in Lingen. Für den Ausbau der Georgstraße wurden die Alleebäume und die Vorgärten geopfert. Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens musste an dieser Stelle die erste Lingener Ampel errichtet werden.

Für den Bau der Kurt-Schumacher-Brücke wurden etliche Gebäude abgerissen. Neben der Halle IV und der Hochschule ist in der Kaiserstraße nur noch das Gebäude des Kinderladens als Baudenkmal vorhanden. „Auch wenn die Umwandlung der Werkshallen der Bahn zum Campus gut gelungen ist, hätte das gesamte Areal der Kaiserstraße in die Planungen mit einbezogen werden müssen", so Manfred Kunst.

Die Teilung der Stadt durch die Bahn wird beim Blick von der Fahrradbrücke sichtbar. Etwa ein Drittel der Bewohner wohnt westlich der Bahnstrecke. Dort befindet sich auch die Hauptinfrastruktur der Stadt wie Marktplatz, Rathaus und Krankenhaus. Zum Abschluss des Rundgangs besichtigten die SPD-Mitglieder zum ersten Mal das Grundstück der Kokenmühle mit der unter Denkmalschutz stehenden Tankstelle und dem Areal mit dem alten Baumbestand. Die Kokenmühle und das ehemalige Lagerhaus stehen, soweit bekannt, nicht unter Denkmalschutz. Für die umfangreiche Information zur Denkmalhistorie der Stadt bedankte sich im Namen des SPD-Ortsvereins Andreas Kröger bei Manfred Kunst.