SPD Lingen will Trendwende durch Transparenz und Einigkeit

Lingen. Offener Streit, Lagerbildung, Rücktritte: Das Jahr 2018 war für die SPD Lingen kein gutes. Der neue Vorstand will nun zur Trendwende ansetzen – und da gilt es nicht nur, die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum anzuschieben.

Transparenz, Einigkeit, Erneuerung. Drei Schlagworte notiert Carsten Primke, der neue Vorsitzende der SPD Lingen, auf die es für ihn und sein Vorstandsteam in den kommenden Wochen und Monaten besonders ankommt. Primke ist nunmehr SPD-Kreisgeschäftsführer, Vorsitzender im Lingener Stadtverband und im Lingener Ortsverein in Personalunion. Unterstützt wird der neue starke Mann der hiesigen Sozialdemokraten im Ortsverein von seinen stellvertretenden Vorsitzenden Niels Schockemöhle und Jürgen Barenkamp.

Rücktritten folgt der Rücktritt

Letzterer war einer der Protagonisten beim „großen Knall“ innerhalb der Lingener SPD in diesem Jahr. Im Juni waren er und drei weitere Vorstandsmitglieder zurückgetreten, weil sie die Arbeitsweise im Vorstand nicht mehr mittragen wollten. Eine weitere Mitarbeit unter dem damaligen Vorsitzenden Andreas Kröger lehnten sie ab. Kröger trat in der Folge zurück; Barenkamp und zwei „Mitstreiter“ ließen sich im Oktober bei einer hitzigen Mitgliederversammlung wieder in den Vorstand wählen.

„Bunt zusammengewürfelt“

Viel Arbeit liege seit dieser Mitgliederversammlung hinter dem Vorstand, betont Primke. Zwei lange Vorstandssitzungen habe es gegeben, viele organisatorische Fragen mussten geklärt werden. Denn in dem Gremium sind viele Posten neu besetzt, junge Leute sind dazu gekommen. „Bunt zusammengewürfelt“, nennt es Primke. „Einige sind erst wenige Monate in der SPD, aber sie bringen neue Ideen.“ Und mit dem Aufräumen nach dem „Knall“ ist es nicht getan, weiß Primke: „Im nächsten Jahr wird es noch mehr Arbeit geben.“

„Den Leuten ,aufs Maul‘ schauen“

Als Leitlinie für diese sollen die drei notierten Schlagworte dienen. Eine erste Maßnahme: Die SPD Lingen will ab Januar mittwochs und freitags Bürgersprechstunden anbieten. „Wir wollen den Leuten ,aufs Maul‘ schauen, wollen wissen, was sie bewegt“, sagt Primke dazu. Die Forderungen, die sich aus den Problemen der Menschen ergeben, wolle man dann in politische Anträge gießen.

Themenabende

Zudem sollen gesellschaftliche Herausforderungen in Themenabenden angegangen werden. Ein erster wird sich mit dem sozialen Wohnungsbau befassen und soll Ende Januar stattfinden. Referentin wird dann Dagmar Schlapeit-Beck sein: Sie war 28 Jahre in der Göttinger Stadtverwaltung tätig und dort Sozialdezernentin und Geschäftsführerin der städtischen Wohnungsbaugesellschaft – passend zur Wohnungsbaugenossenschaft in Lingen, die 2018 ihre ersten Schritte wagte. Einen weiteren Themenabend soll es unter anderem auch zur digitalen Infrastruktur geben.

Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen

Nicht zuletzt gibt es dann auch das 100-jährige Bestehen der SPD Lingen zu feiern. Dazu soll es am 8. März ein Grünkohlessen für SPD-Mitglieder im Waldhotel in Schepsdorf geben, zu dem Hanne Modder, die SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, erwartet wird. „Und auch einen großen Festakt wird es geben“, verrät Primke. Im Oktober oder November ist dieser vorgesehen, derzeit befindet man sich dafür in der Terminabstimmung mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, den die Lingener Sozialdemokraten dafür gewinnen wollen. Für den Dezember 2019 wird zudem ein Vortrag vom ehemaligen Lingener Stadtarchivar Ludwig Remling zur SPD in den Jahren 1918 bis 1933 und danach geplant.

Zwei Wahlkämpfe

Neben diesen thematischen und innerparteilichen Aufgaben „sind dann auch noch Wahlkämpfe vorzubereiten“, berichtet Primke. Denn am 26. Mai geht es um den Einzug ins europäische Parlament – und um den Posten des Landrates im Emsland. Einen Wahlkampf vorbereiten heißt in diesem Fall: Es wird auch einen geben – und somit einen Kandidaten der SPD. Wer gegen den CDU-Kandidaten Marc-André Burgdorf antritt, soll aber erst im Januar verkündet werden. Primke hoffe auf jeden Fall, dass es bei diesen Wahlen bleibt und spielt damit auf den Bund an: „Noch einen Wahlkampf können wir 2019 nicht gebrauchen.“

Vorstandssitzungen offen für Mitglieder

Zumal auch einiges an Kraft in die Abläufe im eigenen Ortsverein gesteckt werden soll. Das beginnt mit vermeintlichen Kleinigkeiten wie Glückwünsche an Mitglieder zu Geburtstagen oder Jubiläen. Oder auch die Entscheidung, dass fortan alle Vorstandssitzungen offen für alle Mitglieder des Ortsvereins sind. „Bei den letzten beiden Vorstandssitzungen mussten wir schon mehr Stühle in den Raum bringen“, berichtet Primke und sein Stellvertreter Jürgen Barenkamp ergänzt: „Jedes Mitglied darf bei Überlegungen sein Veto einbringen.“

„Schauen, ob wir alles besser machen“

Die Protokolle dieser Sitzungen sollen dann auch an die Mitglieder der Stadtratsfraktion gehen. „Großtmögliche Transparenz“ verspricht sich Niels Schockemöhle dadurch. In der jüngeren Vergangenheit ein Knackpunkt, meint Primke: „Es war schon so, dass die Offenheit nicht so da war. Man muss aber schauen, ob wir alles besser machen in den nächsten zwei Jahren.“

Quelle: https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/1606591/spd-lingen-will-trendwende-durch-transparenz-und-einigkeit

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