Der Vorstand der Lingener Sozialdemokraten erinnert an den Schicksalstag der Deutschen und ruft die Bürgerinnen und Bürger Lingens auf als Lehre aus der Geschichte aktiv für Frieden und Demokratie einzutreten.
09. November 1918 – Die Weimarer Republik wird ausgerufen. Damit endete eine Ära, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Ein Krieg war zu Ende, das Kaiserreich Geschichte und ein Volk voller Hoffnung.
Aber die Weimarer Republik war von Anfang an geprägt von Konflikten und Auseinandersetzungen über das „Wie“ der Demokratie. Kommunisten und ihre Idee von der „Räterepublik“ einerseits, Konservative und ihre „Trauer“ um das Kaiserreich andererseits.
Und auch wenn die Anfangsjahre, die sog. „Goldenen Zwanziger“, von gesellschaftlichem Fortschritt und einer Blütezeit der Kunst und Kultur geprägt wurden, verdunkelten sich schnell die Wolken und eine neue, dunkle Ära warf ihre Schatten voraus, welche dann einen ersten traurigen Höhepunkt am 09. November 1938 erlebte. In ganz Deutschland brannten Synagogen, jüdische Geschäfte und Einrichtungen wurden zerstört und die unfassbar traurige Geschichte des Holocaust nahm ihren Lauf. 20 Jahre nach der Ausrufung der ersten modernen Demokratie in Deutschland wurde der 09. November zu einem Tag der Trauer und zu einem Symbol der Unmenschlichkeit.
Aber Geschichte endet nicht und so wendet sich nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands noch einmal das Blatt. Nach monatelangen, friedlichen Demonstrationen in der DDR und im gesamten europäischen Osten wird der 09. November 1989 erneut zu einem Tag der Freude, denn der Fall der Mauer steht wie nichts Anderes für die friedliche Revolution in Osteuropa, die schließlich in der Wiedervereinigung Deutschlands und der Hinwendung zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in ganz Europa mündet.
Am 09. November 2020 steht Deutschland, Europa und die ganze Welt sicherlich vor neuen Herausforderungen – natürlich die Corona-Pandemie, der Klimawandel, Populismus und Gefährdung der Rechtsstaatlichkeit auch in europäischen Ländern und, und, und – umso wichtiger der Blick auf die zwiespältige Geschichte dieses Tages, um die Lehren für die Zukunft immer wieder neu daraus zu ziehen. Bild: © SPD