Aus Sorge über die Auswirkungen des seit Wochen anhaltenden Lockdowns auf den kommunalen Einzelhandel lud der Vorstand des SPD-Ortsvereins Lingen den Vorstand des Lingener Wirtschafts- und Tourismusverbandes sowie die Geschäftsführung des LWT zum Gespräch ein.
Um sich umfassend zu informieren und gemeinsam Wege sowie Handlungsbedarf zu erkennen, trafen sich die beiden Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Carsten Primke und Jens-Uwe Schütte sowie die beiden Beisitzer, Hannelore Scholz und Georg Thole, mit Stefanie Neuhaus Richter und Dirk Iserlohe vom Lingen Wirtschaft + Tourismus e.V. sowie dem Geschäftsführer der Lingen Wirtschaft + Tourismus GmbH , Jan Kormann, und seinem Stellvertreter Marko Schnitker zum digitalen Gespräch.
Ausführlich beleuchteten die Vertreter des LWT zum einen die finanziell teilweise dramatischen Auswirkungen der derzeitigen Lockdown-Maßnahmen auf den kommunalen Einzelhandel. Es wurde deutlich, dass Umsatzrückgänge von bis zu 90% zu verkraften seien, die Mitarbeiterschaft sich in Kurzarbeit befindet und die unternehmerischen Perspektiven äußerst getrübt seien vor dem Hintergrund des Wegfalls des Saisongeschäftes und der unklaren Szenarien zur Wiedereröffnung in den Innenstädten.
Kritisiert wurde das Vorgehen der Bundesregierung, quasi über Nacht die Bedingungen für die November-/Dezemberhilfen und auch der Überbrückungshilfen von der Erstattung von bis zu 70% der Umsätze hin zu eine Erstattung nur noch der Fixkosten verändert zu haben.
Im Hinblick auf die Zukunft wurde besonders auch der Onlinehandel thematisiert. Dieser sei in seiner jetzigen Form von den Kundinnen und Kunden noch breiter akzeptiert worden und werde auch nach einer Öffnung des Einzelhandels nicht mehr zurückgedrängt werden können, weshalb sich alle Beteiligten um Modelle für die Innenstadt von morgen bemühen müssten. Plattformen wie „Lingen liefert“ gelte es weiter auszubauen und die Händler stünden ebenfalls in der Verantwortung, sich einem zukünftigen Plattformhandel zu öffnen. Eine erste Weichenstellung in diese Richtung sei derzeit vom Land Niedersachsen sowohl mit finanzieller Hilfe für die Stadt als auch individuell dem einzelnen Betrieb gegenüber über die Nbank als Beratungszuschuss gestellt worden.
Aufgrund des Erfolges des Lingener Einkaufssommers 2020 betonten die Einzelhändler, dass eine Wiederholung solcher Aktionen im Jahr 2021 wünschenswert sei. Ebenfalls wünsche man sich noch mehr Anstrengungen, die ein wenig vernachlässigten Plätze Lingens, z.B. den Bereich Pulverturm, gestalterisch zu modernisieren. Die Baustelle Sparkasse stelle die Vielfalt des Lingener Einzelhandels vor enorme Probleme, da dadurch über einen längeren Zeitraum hinweg die Scharnierfunktion des Marktplatzes eingeschränkt werde.
Dass das Thema Radfahren in Lingen nicht nur viele Lingener Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Einzelhändler beschäftigt, wurde schließlich auch in diesem Gespräch wieder einmal deutlich. So sehe man aus Sicht des Handels vor allem eine Notwendigkeit darin, den Radverkehr näher an die Fußgängerzone heranzubringen, z.B. durch Querungshilfen in bestimmten Bereichen oder verbesserte Abstellmöglichkeiten u.A. für Lastenfahrräder.
Die Lingener Sozialdemokraten betonten abschließend, sich für den Erhalt des kommunalen, inhabergeführten Einzelhandels einsetzen zu wollen und sich um tragfähige Lösungen hinsichtlich neuer Geschäftsansiedlungen und Modellen zur Überwindung des Leerstandes in der Lingener Innenstadt bemühen zu wollen. Foto: © SPD / Georg Thole